nicht jeder, der einen Menschen trifft,
begegnet ihm auch

Abschiebung

2018-02-07

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Vor kurzem hörte ich eine Geschichte, die mich nachhaltig beschäftigt. Daher muss sie aufgeschrieben werden. Eine unglaubliche Begebenheit. Realität. Höre ich solche Geschichten im Fernsehen, sind sie weit weg und berühren mich nur marginal. Geschieht so etwas quasi vor der Haustür, bin ich mehr als empört. Berührt auch und wütend.

Eine Familie aus Mazedonien kam vor nunmehr drei Jahren nach Deutschland. Aus wirtschaftlichen Gründen. Keine politischen Flüchtlinge also. Sie lebten hier in einer sehr bescheidenen Wohnung mit ihren drei kleinen Kindern. Der Vater „durfte“ sogar hin und wieder arbeiten. Seit einigen Monaten hatte die Familie Unterstützung durch eine sozialpädagogische Familienhelferin. Das bedrohliche Wort „Abschiebung“ beherrschte die Situation dieser Familie seit geraumer Zeit. Und doch glaubt man es nicht. Kann sich nicht vorstellen, dass diese Bedrohung wahr werden könnte. Nach drei Jahren Leben in Deutschland.
Vor einigen Tagen um vier Uhr in der Nacht. Es klingelt an der Tür. Die Polizei steht vor der Tür. Ein Kleinbus ebenfalls. Die Familie – aus dem Schlaf gerissen – wird aufgefordert – unter Bewachung – ein paar nötige Dinge zusammen zu packen und in den Bus einzusteigen. Stunden später waren sie bereits in ihrer ehemaligen Heimat angekommen.
Ich frage mich welche Gesetze zugrunde liegen, dass in der Nacht, um vier Uhr, eine Familie geweckt wird mit den selig schlafenden Kindern und gerade mal eine viertel Stunde Zeit hat, um die Wohnung und das Land für immer zu verlassen? Menschen, die sich drei Jahre lang nichts haben zu Schulden kommen lassen.
Wobei das ja nur eine von vielen mir nicht bekannten Geschichten ist.

In einem Land in dem solches möglich ist, lebe ich.

Kategorie: Realitäten
Tags: empörend